Herumlabernde KI: Was Chat-GPT texten kann und was nicht.

Von Mirja Stöcker
Meine Auseinandersetzung als Texterin mit dem KI-Texter Chat GPT zeigt recht klar, wie gut KI bereits texten kann. Sie zeigt aber auch die Grenzen von Sprachmodellen. In diesem Blog lesen Sie, was Chat GPT für Sie als Unternehmen schon tun kann und was nicht.

KI textet ordentlich, aber nicht einzigartig

In meinem letzten Blog ging es um die Zukunft die Textens. Das "Gespräch" mit Chat GPT hat gezeigt, dass die KI wirklich beeindruckend gut texten kann. Ihre Texte sind gut struktuiert. Der Bot ist darauf trainiert, formal korrekt in ein Thema einzuführen, Überleitungen zu schaffen und auch Abwägungen vorzunehmen. Die Texte sind fehlerfrei geschrieben und liefern durchaus interessante inhaltliche Aspekte. Tiefgang allerdings nicht. Dafür sind die Texte lang. Viel zu lang in Zeiten immer schneller werdender Kommunikation.

Labernde KI, echt jetzt?

Wie kommt diese Länge zustande? Ich bin zunächst selbst überrascht, aber die künstliche Intelligenz verliert sich tatsächlich im Labern. Ob sie deshalb in den Geisteswissenschaften so erfolgreich menschliche Autorinnen und Autoren ersetzt? Spaß beiseite. Denn: Was als Labern soll KI auch sonst tun? Sie greift auf bereits bestehende Inhalte zurück. Und sie macht das so geschickt und im "Ich-weiß-alles-Duktus", dass es zwar beeindruckend, aber auch gähnend langweilig ist. Schnell fängt der geneigte und meist unter Zeitdruck stehende Leser an, die Zeilen nur noch zu überfliegen. Pointen? Entstehen durch clevere Fragen an den Bot. Und die Einzigartigkeit des Blogs (wir erinnern uns, dass wir Unique Content brauchen im Marketing) ist am Ende nicht den Fähigkeiten der KI geschuldet, sondern entsteht erst im Meta-Text. Also indem meine Wenigkeit den Bot challengt und das Gespräch mit ihm zum eigentlichen Gegenstand des Textes macht. 

KI in der Unternehmenskommunikation

Wer sich mit Künstlicher Intelligenz auseinandersetzt, weiss, dass sie ein Modell ist. Und dieses Modell muss anhand von Beispieldaten trainiert werden. Daher kann Chat GPT gut über Themen sprechen, zu denen es im Netz sehr viel Material gibt. Aber sobald wir sie zu Themen befragen, zu denen es nur wenig Trainingsmaterial gibt, hat sie keine Chance. Für Unternehmen heißt das natürlich: Je neuer und einzigartiger das ist, was Sie machen, desto weniger hat Chat GPT dazu zu sagen. Und je mehr Infos und Daten Sie der KI zur Verfügung stellen, desto besser wird die KI. Sie helfen mit Ihrer Nutzung sozusagen, sie zu trainieren.

Wer OpenAI nutzen will, muss sich also die Frage stellen: Was passiert mit den unzähligen vertraulichen Daten, die Sie dem Bot geben müssten, um ihn gezielt zu briefen? Noch sind solche Fragen jedenfalls nicht geklärt. Schlimmstenfalls liefern Sie mit Ihrem Briefing tatsächlich dem nächstbesten Chat-GpT-Nutzer, der jedoch ein Konkurrent aus Ihrer Branche ist, die Grundlagen für die passende Kommunikation auf dem Silbertablett. 

Auch für Content Marketing ist das Texten mit Chat GPT mit Vorsicht zu genießen. Warum? Weil sich die KI in ihren Inhalten vorhandener Muster bedient. Das macht die Erstellung von einzigartigem Content aber schwierig. Einzigartig bedeutet ja nicht bloß die Reihenfolge von Sätzen zu verändern und die Wortwahl zu variieren. Darauf fallen die Algorithmen der Suchmaschinen längst nicht mehr hinein. Das ist übrigens auch der Grund, warum viele SEO-Texter sich aller Behauptungen zum Trotz verdammt schwer tun, erfolgreiche SEO-Texte zu verfassen. Oder wie ist zu erklären, dass SEO-Agenturen zu Hauf auf Adwords angewiesen sind, statt mit ihrer Kernkompetenz kostenlos auf die ersten Plätze zu kommen?

Die Intelligenz des Texters bestimmt das Niveau des KI-Textes

"Tatsächlich hängt die Fähigkeit eines KI-Systems wie mir, Textern zu helfen und effektiv zu kommunizieren, davon ab, wie gut die Benutzer ihre Gedanken und Ideen ausdrücken können." So viel Verständnis von sich selbst hat Chat GPT. Mit anderen Worten: Die KI ist nur so gut wie das, womit sie gefüttert wird. Mangelnde Fähigkeit zur Selbstexpression hingegen "könnte die Interaktion mit KI-Systemen erschweren und weniger effektiv machen." Das heißt de facto: Je besser jemand texten kann, desto besser textet auch die KI. Und desto besser wird das Co-Produkt. Spannend ...

Eine wichtige Lehre daraus: Zentrale Gedanken, erfolgskritische Inhalte oder Pointen sollte man nicht der KI überlassen. Oder wie soll sie wissen, was die relevanten Botschaften in Ihrem Fall sind? 

Vorsicht vor Falschinformationen bei Chat GPT

Darf man denn glauben, was Chat GPT schreibt? Nicht unbedingt. In den inhaltlichen Einschätzungen liegt Chat GPT zuweilen herzlich daneben: "Eine private Zahnarztpraxis hat in der Regel folgende Zielgruppen: Patienten aus der Umgebung, Fachärzte, Zahnärzte und Mundhygieniker." Nein. Ein Kommunikationskonzept lassen Sie also besser nicht von Künstlicher Intelligenz verfassen. Aus meinem beruflichen Umfeld haben eine Menge Menschen KI auch mit Spezialthemen getestet. Zum Teil fanden sich tatsächlich frei erfundene und fehlerhaft vernetzte Informationen in den Texten. Vieles davon wird wahrscheinlich noch behoben werden. Aber das, was ich mal als "Textkritik", "Quellenkritik" oder auch "Medienkompetenz" gelernt habe, wird auf jeden Fall von neuem Wert sein. Mehr über das Recherchieren mit KI lesen Sie in meinem nächsten Artikel.

Fazit

Alles, was Standard ist, textet Chat GPT in beeindruckender Qualität. Die Texte sind eine wunderbare Grundlage, um daraus etwas wirklich Originelles zu machen. Vielleicht beinhalten sie sogar Aspekte, an die der menschliche Autor beim Schreiben zwischen Tür und Angel nicht gedacht hat. Oder die in den Suchmaschinenergebnissen leider etwas weiter hinten kamen und nicht mehr wahrgenommen wurden. Hervorragend. So kann KI wirklich wunderbar beim Schreiben unterstützen.

Den Texter ersetzen? Kommt drauf an, welchen Texter. Reine Fleißarbeiten, fließbandähnliches SEO-Optimieren oder Standardtexte für Homepages von Kleinunternehmern brauchen ehrlicherweise tatsächlich weniger menschliche Ressourcen in Zukunft. Viele SEO-Texte und Blog-Artikel sind so nach Schema F verfasst, dass die KI das genauso gut kann. Wir sehen: Schreibrezepte á la "So verfasst du einen guten Blog" sind am Ende nur die Vorlage für die neusten Bots gewesen. Gute Nachrichten also für viele Soloselbständige. Schlechte für mittelmäßige Texter und Autoren.

24.03.2023

Kategorie: KI Texter