Agenturen und Texter als Helfer und Betreuer? Seh ich anders.
Kreativtechnik im Alltag
Die Gegenteiltechnik, auch Umkehr- oder Kopfstand-Technik genannt, ist eine Kreativitätstechnik aus der Unternehmensberatung. Die Idee: Ein Problem in sein Gegenteil verkehren, um neue, innovative Lösungsansätze zu finden. Wer also beispielsweise wissen will, wie man die Kommunikation verbessern könnte, schaut sich am besten was richtig Abgedroschenes an. Das Gute daran: Man wird schnell fündig. Und aus der doppelten Verneinung entstehen neue Ideen.
Buzzwords über Buzzwords. Muss das so?
Vielleicht evaluieren Sie gerade eine neue Agentur. Vielleicht suchen Sie Experten für Ihr neues Corporate Language Konzept. Oder sind auf der Suche nach Textern für dessen Umsetzung. Dann könnten Sie Folgendes tun. Sie stellen sich vor, Sie wären selbst eine Agentur. Und lesen Websites von Mitbewerbern. Welche Gedanken kommen Ihnen? Welche Gefühle rufen die Texte bei Ihnen hervor?
Warum dieser Perspektivwechsel? Die Frage ist: Zeigt der so geprüfte Anbieter sein Marketing-Know-how und seine Kreativität? Ist er erkennbar differenziert am Markt positioniert?
Ich zitiere ein paar Beispiele und erspare Ihnen meine Gedanken dazu nicht.
"Wir sind eine Full-Service-Agentur und helfen unseren Kunden ..." – OK, noch eine Full-Service-Agentur mehr. Das ist mäßig knackig. Und Kunden sind nicht hilfsbedürftig. Meine Kunden jedenfalls suchen einen konzeptionsstarken Partner, keine Pflegekraft.
"Schreiben war schon immer mein Leben. Schon in der Schule ..." – Das ist leider das Niveau eines Schulaufsatzes der 5. Klasse. Mehr fällt mir dazu auch nicht ein.
"In der heutigen Zeit ..." – Ja, das Leben ist schon hart. Vielleicht sollten wir lieber im Bett bleiben und ein Antidepressivum einwerfen, statt Marketing zu machen.
"Erfahren Sie mehr über mich und die Kunst des Textens." – Interressante Verschmelzung: "Ich und die Kunst des Textens." Bevor dem potenziellen Kunden gleich die Autobiografie zur Lektüre angepriesen wird, sollte man sich seine Lorbeeren erst mal verdienen, finde ich. Und nein, Texter sind keine Künstler. Und Götter übrigens auch nicht.
"Als Texter, die ihr Handwerk verstehen, finden wir die richtigen Worte." – Klar. Und wenn es regnet, dann regnet es und die Straße ist nass. Leider versteht der Autor dieser Tautologie sein Handwerk nicht.
Gute Texter machen hellwach
Vielleicht sind Sie nachsichtiger als ich. Und sagen: Schuster tragen nun mal selbst die schlechtesten Schuhe. Nein, antworte ich: Für Kommunikationsagenturen und Texter ist das ein NO GO. Und die Wahrscheinlichkeit, dass Sie als Kunde oder Kundin hinterher mehr als Buzzwords bekommen, ist leider nicht sehr hoch.
Ganz ehrlich: Ich habe schon Corporate Language Konzepte von namhaften (!) Agenturen gesehen, in denen der Kunde ankreuzen durfte, ob er interessant oder langweilig kommunizieren möchte. Bin ich froh, dass ich nicht weiß, wie viel der daraus resultierende Erkenntnisgewinn gekostet hat!
Zurück zur Gegenteiltechnik. Sie haben jetzt eine lange Liste von Ideen, wie Ihre neue Werbeagentur oder Ihr neuer Texter sich nicht präsentieren sollte. Mit diesen Erkenntnissen können Sie weitergoogeln. Und egal wie gelangweilt Sie Ihre Suchanfragen fortsetzen, egal wie viele Müdigkeitstränen Ihnen die Wangen herunterlaufen – sobald eine Agentur oder ein Werbetexter das Handwerk wirklich versteht, werden Sie blitzschnell hellwach sein. Das ist ein gutes Zeichen.
Fazit
Ein Textprofi, der seine eigene Dienstleistung nicht anders präsentieren kann als andere, kann auch Ihre Dienstleistung nicht verkaufen. Sorry, aber das ist die Wahrheit.
Falls Sie also keine Helfer, Betreuer oder Götter suchen, sondern Sparring-Partner, freue ich mich, von Ihnen zu hören!